Es ist soweit, ich darf jetzt auch ein UKW-Sprechfunkgerät mit einem Taster für eine Notfallmeldung betreiben! Es kann dann unsere Position, Rufnummer (MMSI) und wenn eingegeben, auch der Grund unseres Notfalls digital übermittelt werden.

Mit meinem alten grauen Lappen von 1990 darf ich nur Geräte betreiben, die diese Funktion nicht besitzen. Irgendwie so, als müsste man für ein Auto mit Navigationsgerät den Führerschein nochmal neu machen.

Ok, es gab mal eine Zeitspanne, da hätte ich nur eine Ergänzungsprüfung machen müssen, aber die Motivation hat gefehlt. Laut Statistik der DGzRS wird nach wie vor im Ernstfall überwiegend gleich zum Mikrofon gegriffen und nicht vorher für die digitale Meldung 5 Sekunden lang auf den Knopf gedrückt, während im Boot z. B. das Wasser immer höher steigt oder das Feuer immer bedrohlicher wird.

Naja, jetzt habe ich den Schein komplett neu gemacht, und es kann ja nicht schaden die theoretischen Funkverfahren wieder aktuell zu beherrschen, die in der Praxis allerdings ganz anders lauten. Greenhorns sagen: „Bremerhaven Fischereihafen Lock, hier ist Amazone, Amazone, Rufzeichen: Delta Juliet sieben null sechs fünf, bitte kommen.“ In der Praxis heißt das: „Doppelschleuse für Segelyacht Amazone, bitte kommen.“

Im Frühjahr will ich noch das UKW Binnenfunkzeugnis (UBI) machen, das ich für die Niederländischen Kanäle haben sollte. Dafür gibt es wieder andere Einstellungen am Funkgerät, andere Rufverfahren, andere Funkkanäle und eine andere Rufnummer (ATIS), als beim Seefunk.

Das große Funkzeugnis LCR (Long Range Certificate) für Grenzwellen, Kurzwellen und Seefunk über Satelliten brauche ich eigentlich jetzt nicht machen, da ich auf unserer Hanseat 70 so eine Anlage nicht einbauen werde. Für Langstreckenkommunikation habe ich ein wassergeschütztes Hand-Satellitentelefon, aber was ist in der Zukunft? Das Lernen fällt nicht leichter und über eine Funkanlage kann man kostenlos mit anderen Seglern kommunizieren und Emails versenden.

Wer mehr über das Beschränkt Gültige Funkbetriebszeugnis Short Range Certificate (SRC) wissen möchte folgt diesem Link:

http://www.pruefungsausschuss-bremen.org/nbsp-funk-nbsp/src.html

... aber zum Glück nicht bei uns, im Film "All is lost" mit Robert Redford ist alles verloren.

Wir haben uns gestern den Film "All is lost" mit Robert Redford angesehen und waren sehr beeindruckt. Es war im Kino die ganze Zeit über so still, dass wir uns noch nicht mal getraut haben, zu flüstern. Nach dem Filmende hat es auch lange gedauert, bis sich die ersten Zuschauer von ihren Sitzen erhoben. Sehenswerter Film.

Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass uns all das so widerfährt, wie es dem Einhandsegler Robert Redford passiert ist, aber wir werden sicher auf unserer Reise an die eine oder andere Szene erinnert werden. Hoffentlich nicht an die schlimmsten - immerhin gab es auch schöne Sonnenauf- und -untergänge zu sehen!

Copyright: SquareOne/Universum

Wir haben in der Zwischenzeit die Zuteilung einer MMSI-Nummer beantragt, bei der unsere Schiffsdaten und Daten von Kontaktpersonen hinterlegt sind. Zur Aussendung dieser Nummer werden wir eine EPIRB-Funkboje kaufen, die im Seenotfall zusätzlich auch unsere Position über Satellit weltweit an SAR-Organisationen wie der DGzRS zur Einleitung von Hilfsmaßnahmen übermittelt. Auch unser neues stationäres UKW-Funkgerät und das zusätzliche schwimmfähige UKW-Handsprechfunkgerät können diese Nummer zusammen mit unserer Position an Schiffe in einem Umkreis von 30 Seemeilen senden. Auch unser stationärer AIS-Sender (Automatisches Identifizierungs System) verrät anderen Schiffen ständig unsere Position und unsere MMSI-Nummer.

Wenn wir dann im Seenotfall in unsere Rettungsinsel gehen müssten, hätten wir dann noch neben den Seenotmitteln, die Robert Redford benutzt hat, auch noch ein wassergeschütztes Satellitentelefon mit GPS, ein wasserdichtes Hand-UKW-Sprechfunkgerät mit GPS und digitalem Notruf sowie jeweils einen AIS-Sender mit MOB-Funktion (Mensch über Bord) an unseren Rettungswesten. So erhöht sich die Chance, von anderen Schiffen bemerkt zu werden.

Diese Sicherheitsausrüstung war für unsere Langfahrt auch schon vor dem Kinobesuch lange geplant.